Reise zum tiefsten Punkt von Bad Ems
14. September 2024
60 Stühle, 60 Anmeldungen, 60 gespannte Besucherinnen und Besucher sahen die dritte „Lange Schachtnacht“ im Emser Bergbaumuseum – und sie wurden alle Zeugen einer Reise in eine nunmehr fast 80 Jahre versunkene Welt in den Bergen der Lahn-Kurstadt. Was Thorsten Gökpinar von der Ruhr-Universität Bochum auf Leinwand und Bildschirm per Beamer präsentierte, war vom Feinsten.
Harmonisch, spannend und perfekt für Auge und Ohr aufbereitet nahm er die Zuschauer mit in die Tiefen der abgesoffenen Schachtanlagen der Erzgrube Neuhoffnung. Das Ganze bequem vom Sessel aus, ohne nass zu werden, sowie einem kleinen gastronomischen Angebot des Bergbauvereins in greifbarer Nähe. Im frisch-rustikalen Ambiente der alten Mineralwasser-Versandhalle konnte man förmlich eine Stecknadel fallen hören, nachdem das Schachtsignal „Langsam hängen“ (Bergmannssprache für „abwärts“) an der großen Glocke erklang und die von Gökpinar selbstentwickelte Spezialkamera ins feuchte Dunkel von Seiterich- und Weidtmanschacht eintauchte.
Gut 793 Meter in 5 Stunden, präzise meterweise am Bildrand eingeblendet, war die Reisegeschwindigkeit. Genug Zeit also, um in Ruhe den vielfältigen Eindrücken Raum zu geben. Genug Zeit, um gespannt auf die nächste Entdeckung zuzufiebern, die sich im Diffusen langsam offenbarte: ein einsamer Schraubenschlüssel, eine verschlossene Dammtür, hier eine Grubenlokomotive, dort mehrere Förderwagen, hinten mächtige Pumpen der Wasserhaltung, eine Parole aus unseliger Zeit, Rohrleitungen ohne Ende, farbenfrohe Flocken im Wasser, tanzende CO2-Blasen und vieles mehr. 15 Tiefbausohlen hat das Bergwerk Neuhoffnung. Bis zur 13. Sohle waren die meisten Tauchgäste an Bord. 20 Hartgesottene erlebten die 15. Sohle und den Schachtsumpf sowie das Auftauchen der Unterwasserdrohne kurz nach 23 Uhr – dem Ende der dritten Emser Schachtnacht.
Bericht: Frank Girmann, Fotos: Bodo Hinterwäller