Nächtliche Schritte im Emsbachtal
Vierter Dezember 2023. Bad Ems schläft. Ein halber Mond erleuchtet fahl den Himmel über der Lahninsel Silberau. Kalter Wind begleitet die trockene Frostnacht. Vereinzelt, und dann immer mehr, lösen sich menschliche Konturen aus dem Dunkel, um sich am Bergbaudenkmal zu sammeln. Jeder hat Leuchten aller Art dabei – in der Hand oder auf der Stirn. Sogar Karbidlampen sind dabei, welche vor gut 80 Jahren noch im Emser Bergbau gebraucht wurden. Es ist Barbaratag und die Kurstadt Startort des diesjährigen Barbaramarsches des Emser Bergbaumuseums. Heutige Zeitgenossen dürfen ein wenig nachvollziehen was es vor Generationen bedeutet hat, als Bergmann bis zu zweieinhalb Stunden zu Fuß zu den Gruben im Emsbachtal zur Schicht zu laufen – bei Wind und Wetter. Die meisten Kumpel kamen nämlich vom vorderen Westerwald, insbesondere der Augst. Das Ganze natürlich nach der „Maloche“ auch wieder zurück.
Doch nun geht es los. Ein paar Begrüßungsworte sind schnell gesprochen und der Taktgeber stapft voran. 27 Frühaufsteher folgen. Über die Remybrücke wird die Silberaustraße erreicht. Weiter geht es durch die Wallgasse, Bachstraße zum alten Bahndamm der Werksbahn, der teilweise als Fuß- und Radweg ausgebaut Richtung Arzbach führt. Am Stadtstollen vorbei, in die Arzbacher Straße, wo rechts der Neuhoffnungsstollen grüßt. Die Kastanienallee führt zum Bergbaumuseum – hier schwenkt die Route Richtung Osten in die Eisenbach. Nun geht es einige 100 Meter teils steil bergan, bevor der Weg wieder etwas abflacht, jedoch weiter moderat ansteigt.
Nach einer Wegbiegung wartet unterhalb des Stollens Wolfstaller Rösche mitten im finsteren Wald eine kleine Überraschung zum 25. Marschjubiläum: ein beleuchteter Stand mit Heißgetränken des Bergbauvereins sorgt für etwas Wärme, bevor es weiter in Richtung Adolphschacht geht, dessen dunkles Gemäuer sich beim schwachen Mondlicht aus dem Schatten der Bäume schält. Dort, wo auch tagsüber in Wintertagen kaum Sonnenlicht hingelangt, liegt sogar etwas Schnee, der im Zusammenspiel mit der hochgefrorenen Bodenkrume unter 56 Schuhsohlen ein gleichförmiges Knirschen hervorruft.
Hinter der Schachtruine schwenkt der Weg scharf links und führt von dort kontinuierlich im Pitschbachtal bergab. In diesem Tal hätte man bei Tageslicht den einen oder anderen Stollen der Alten und deren untergegangene Siedlung Pützbach entdecken können, jedoch ist jetzt hierfür kein Auge frei – denn der Weg ist anspruchsvoll und verlangt die ganze Aufmerksamkeit der Akteure. Zwei unter der Last der Jahre oder des Schnees umgestürzte Bäume müssen querbeet gemeistert werden. So schreiten die Barbaramarschierer weiter durchs Dunkel, um am Ende des Waldweges endlich mit der Glückaufstraße die Zivilisation zu erreichen.
Der Rest der frühmorgendlichen Tour ist dann unspektakulär. Um kurz vor sechs Uhr ist das Ziel Kreuzmühle erreicht, wo auf die Gruppe ein reichhaltiges Frühstück wartet. Der etwa 8 Kilometer lange Barbaramarsch verlief trotz strengen Frostes bei trockenem Wetter relativ reibungslos, was sich in der guten Stimmung aller niederschlug. Gestärkt und mit Barbarazweigen in der Hand ging man kurz nach sieben auseinander – entweder nach Hause oder zur Arbeit.
Die Personen hinter der Veranstaltung: Frank Girmann (Vorturner), Lydia Lehmann (Schlusslicht), Bodo Hinterwäller und Thomas Emmerich (Ausschank Wolfstall), sowie Josef Sauer und Team (Kreuz-Müller). Fotos: Girmann und Hinterwäller
Die bisherigen Barbaramärsche
Jahresangabe und Start-Ort inkl.
(Reihenfolge/Wochentag/Teilnehmerzahl)
1996 Welschneudorf (1./Di/13)
1997 Oberelbert (2./Do/17)
1998 Becheln (3./Fr/18)
1999 Eitelborn (4./Fr/103)
2000 Zimmerschied (5./Mo/53)
2001 Arzbach (6./Di/62)
2002 Dausenau (7./Mi/93)
2003 Frücht (8./Do/56)
2004 Sulzbach (9./Sa/115)
2005 Kadenbach (10./So/77)
2006 Hömberg (11./Mo/82)
2007 Nievern (12./Di/54)
2008 Nassau (13./Do/62)
2009 Friedrichssegen (14./Fr/60)
2010 Kadenbach (15./Sa/109)
2011 Braubach (16./So/45)
2012 Misselberg (17./Di/47)
2013 Koblenz-Arenberg (18./Mi/52)
2014 Niederelbert (19./Do/62)
2015 Fachbach (20./Fr/60)
2016 Winden (21./So/80)
2017 Eitelborn (22./Mo/70)
2018 Nassau (23./Di/45)
2019 Elgendorf (24./Mi/6)
2020 ausgefallen
2021 ausgefallen
2022 ausgefallen
2023 Bad Ems (25./Mo/28)